Wer hilft mir sterben? Will mir denn keiner helfen?
Hinweis auf zwei Veranstaltungen:
1. Wer hilft mir sterben? (Frankfurt a.M.)
und
2. Will mir denn keiner helfen? (Berlin)
Veranstaltungen und Debatten zum Thema Pro und Contra Suizidhilfe” haben meist zwei Mängel aufgrund der vordergründig ideologischen” Ausrichtung: Erstens bleibt den Kontrahenten erspart, den eigenen Ansatz vertieft selbst zu reflektieren, da es möglichst darum geht, die Gegenseite mit Argumenten zu übertrumpfen. Zweitens werden praktische Hilfsangebote nur der Möglichkeit nach vorgestellt, während ihre Grenzen und Zugangsbeschränkungen außen vor bleiben.
Insofern darf man auf diese Veranstaltungen gespannt sein.
1. Wer hilft mir sterben? Aufklärung und Verantwortung aus humanistischer Sicht.
Podiumsveranstaltung des HVD Hessen, Frankfurt am Main,
18. Oktober 2013, 19:00 – 21:00
Das Themenfeld der Sterbehilfe wird unter den Aspekten von Aufklärung und Verantwortung beleuchtet.
Wer hilft mir sterben?” Was wie eine pietätlose Brüskierung geltender Normen erscheint, ist längst zum normalen Tischgespräch in einer älter werdenden Gesellschaft geworden, deren Mitglieder Lebensqualität und Würde bis zuletzt für sich beanspruchen. Anstelle von Tabuisierung tritt langsam Aufklärung. Aufklärung darüber, dass auch in Deutschland Hilfe zum Suizid praktiziert wird und werden darf, denn Hilfe zum freiverantwortlichen Suizid ist hierzulande nicht verboten.
- Doch wie können normale Bürger(inn)en sich darauf vorbereiten, später einmal entsprechende Hilfsangebote auch zu finden?
- Und wo sollen die Grenzen gezogen werden, wer soll welche Sorgfaltskriterien formulieren und kontrollieren? Wie kann gleichzeitig die Suizidverhütung für die gefährdeten Menschen gestärkt werden, die aufgrund von Verzweiflung, Vereinsamung oder psychischen Erkrankungen Schluss machen” wollen?
- Kann ein Sterben nicht auch ganz autonom und ohne Sterbehilfeorganisation verlässlich beschleunigt werden? Welche Suizidhilfeorganisation gibt es eigentlich zur Zeit, die auf deutschem Boden im häuslichen Bereich tätig wird?
- Was bedeutet die Alternative einer hospizlich und palliativmedizinisch begleiteten letzten Lebensphase?
- Wäre ein Sterbefasten” eine unzumutbare Belastung für einen Schwerstkranken, der lieber nur tot sein will?
- Wie ist jeweils die Rechtlage was muss juristisch beachtet werden?
Drei kompetente HumanistInnen aus verschiedenen Praxisfeldern und Professionen werden differenzierte und auch unterschiedliche Antworten geben. Sie alle können auf ihrem Gebiet als Pioniere gelten Bücher mit ihren Beiträgen zur Suizidhilfe als Herausforderung sind inzwischen in mehreren Auflagen erschienen. Sie haben in zahlreichen Veranstaltungen, Zeitungsinterviews oder Fernsehporträts für humane Sterbemöglichkeiten geworben und gestritten.
Der Arzt Uwe-Christian Arnold war als Urologe in eigener Praxis in Berlin tätig. Zu seinem Humanitäts-Ethos (mit Bezug auf das ärztliche Genfer Gelöbnis”) gehörte immer schon, Würde und Selbstbestimmung seiner Patienten unbedingt zu achten. Er bekennt sich dazu, in zahlreichen Fällen straffreie Suizidhilfe geleistet zu haben. V. a. nach seinem Auftritt in der Sendung hart aber fair” vom 19.11.2012 (Mut zur Menschlichkeit oder Mord?”) erhält er täglich E-Mails, Anrufe oder Briefe von Hilfesuchenden. Standesrechtliche Sanktionen gegen ihn durch die Berliner Ärztekammer konnte er in einem Verwaltungsgerichtsprozess erfolgreich zurückweisen.
Die Diplompsychologin und Medizinethikerin Gita Neumann ist seit 20 Jahren im Humanistischen Verband in Berlin für Lebenshilfe, Begleitung von Sterbenden, Trauernden und Menschen in existentiellen Lebenskrisen sowie für ethische Fragen zuständig. Sie bietet auch eine humanistische Suizidkonfliktberatung an, die in ihrer Ergebnisoffenheit als Innovation gilt. Als Leiterin der Zentralstelle Patientenverfügung des HVD setzt sie sich ein für praxistaugliche, individuelle Vorsorgeinstrumente, für kompetente Beratung dazu und für Fortbildungen im Gesundheitsbereich.
Der Neurobiologe Dr. Christian Walther (i.R.) arbeitete am Physiologischen Institut der Universität Marburg. Er ist Co-Autor des Buches Ausweg am Lebensende” (zusammen mit dem Arzt und Psychiater Boudewijn Chabot). Darin wird eine uralte, neu entdeckte Methode vorgestellt: Das Sterbefasten zum gewünschten Tod. Er erklärt umfassend, welche Aspekte zu beachten sind und welche Zielgruppe überhaupt in Frage kommt. Auch die Sorge bezüglich möglicherweise unangenehmer Begleiterscheinungen des Sterbefastens sowie die Massnahmen, durch die sich diese verhindern / lindern lassen, werden berücksichtigt.
Moderation: Dr. Florian Zimmermann, Vorstandsmitglied im HVD Hessen.
Eintritt: 7 Euro, ermäßigt 3 Euro, für HVD-Mitglieder frei.
SAALBAU Titus Forum, Walter-Möller-Platz 2
60439 Frankfurt am Main
Quelle: http://www.humanismus.de/veranstaltungen/diskussion/wer-hilft-mir-sterben
Eine Podiumsveranstaltung mit ganz ähnlichem Titel, allerdings sicher anders akzentuiert, findet im Rahmen der Berliner Hospizwoche in der Katholischen Fachhochschule für Sozialarbeit Berlin (KHSB) statt. (Folgende Zitate sind Auszüge aus dem Programmtext)
2. Will mir denn keiner helfen?! – Freiheit und Selbstbestimmung am Lebensende
Wo: Katholische Hochschule fur Sozialwesen Berlin (KHSB) Köpenicker Allee 39-57. 10318 Berlin
Wann: 12. November ab 10 Uhr
“Alle ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterder Hospiz- und Palliativarbeit begegnen bei ihrer Arbeit unterschiedlichen Menschen, herausfordernden Erfahrungen und dem Wunsch, auch uber das Ende des eigenen Lebens entscheiden zu durfen. Aufbauend auf anschaulichen Eindrucken durch das Theaterspiel wird im Mittelpunkt der Veranstaltung eine Podiumsdiskussion stehen, in der die verschiedenen beruflichen Erfahrungen, kirchliche und nichtkirchliche Positionen zum Umgang mit diesem Wunsch vorgestellt und diskutiert werden.”
10.00 Begrüßung Prof. Dr. Ralf-Bruno Zimmermann, Präsident KHSB und Joachim Muller, Vorstand Hospiz- undPalliativVerband Berlin
10.15 Vortrag: Einführung in das Thema aus juristischer Sicht
Prof. Dr. jur. Gabriele Kuhn-Zuber, KHSB
10.45 Theater des Ambulanten Caritas-Hospizes, Jens Clausen. Theaterpädagoge
11.30 Pause mit kleinem Imbiss und Buchertisch
12.15 Podiumsdiskussion
Gabriele Jenzik, Palliativärztin, Home Care Berlin
Joachim Müller, HPV Berlin
Gita Neumann, Referentin Lebenshilfe, Humanistischer Verband Deutschlands
Tobias Neumann, Pflegedienstleiter Caritas-Hospiz Pankow
Pater Jean-Marie Porté, Seelsorger, St. Hedwig-Krankenhaus
Claudia Trautloft, Patientenfursprecherin im Lazarus Hospiz
Moderation: Prof. Dr. Axel Bohmeyer, Vizepräsident der KHSB
13.45 Abschluss
Eintritt frei
S-Bahn: S3 Karlshorst, U-Bahn: U5 Tierpark
Tram: M 17, 27, 37 Marksburgstraße