Wenn Paare sich beim Sterben helfen welche Strafen?
1) BGH: Tötung auf Verlangen muss wirklich ein ausdrücklicher und ernstlicher Todeswunsch zugrunde liegen
2) 80-Jährige half nach bei Freitod von Ehemann: Bewährungsstrafe
3) Kommentar von Elke Baezner (Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben)
4) Was macht eigentlich Margot Umbreit (65), deren Mann mit Chorea-Huntington im Hospiz Geldern künstlich am Leben gehalten wird?
5) Ausgezeichnete Selbsthilfe-Seite tettricks.de
6) Weitere Nachrichten
1) BGH: Tötung auf Verlangen muss wirklich ein ausdrücklicher und ernstlicher Todeswunsch zugrunde liegen
Karlsruhe – 8.10. Das Bundesgerichtshof (BGH) hat einen Fall an das Landgericht zurückverwiesen, in dem ein 75jähriger Mann aus Niedersachsen nur wegen Tötung auf Verlangen zu 2 ½ Jahren Gefängnis verurteilt worden war – und nicht wegen Mord. Der Mann hatte angegeben, seine Frau auf ihren Wunsch hin erschossen zu haben. Die Vorinstanz, so der BGH am Donnerstag, habe jedoch nicht ausreichend geprüft, ob der Wunsch der Frau zu sterben tatsächlich vorab erklärt und dokumentiert worden sei. Der Ehemann wollte sich auch selbst töten doch es misslang. Das Verfahren wird nun neu aufgerollt.
Richter müssen vermeintliche Sterbehilfefälle besonders genau unter die Lupe nehmen. Direkte und gezielte Sterbehilfe ist in Deutschland verboten und kann als Tötung auf Verlangen zwar milder als Totschlag oder Mord bestraft werden. Entstammt der Todeswunsch jedoch nur einer Augenblicksstimmung ohne tiefere Reflexion des Tatopfers, kann der Grund für die mildere Strafe entfallen, so der BGH.
Basierend auf: http://www.tagesspiegel.de/politik/bundesgerichtshof-faelle-von-sterbehilfe-genau-pruefen/1951702.html
2) 80-Jährige half bei Freitod von Ehemann nach: Bewährungsstrafe
FÜRTH – 4.10. Aus Liebe wollte sie ihrem Ehemann helfen, in den Tod zu gehen nun wurde eine 80-Jährige zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und einer Geldauflage von 4000 Euro verurteilt.
… er hat nicht leiden sollen und ich habe ihn so lieb gehabt, notierte Hanna F. am 29. September 2009. Sie deckte ihren Mann zu, legte den Abschiedsbrief und einige Orchideen auf seinen Leichnam. Dann wollte sie ihrem Wilhelm nach 59 Ehejahren in den Tod folgen. Die beiden alten Menschen hatten Angst vor einem unwürdigen Tod, vor Schmerzen und vor dem Pflegeheim, schildert Anwalt Kefer. Deshalb beschlossen sie gemeinsam, ihr Leben zu beenden, bevor das eintreten konnte, wovor sie sich so fürchteten: durch Tod oder Altersheim auseinandergerissen zu werden.
Mit Fön in der Badewanne
Sie selbst wollte sich in der Badewanne mit Hilfe eines Föns das Leben nehmen. Doch sie stürzte unglücklich, fiel in die Wanne und verletzte sich an der Wirbelsäule. Tage später, erst am 3. Oktober 2009, wurde sie unterkühlt und stark geschwächt in ihrer Wohnung gefunden da sich die Post stapelte, waren Nachbarn misstrauisch geworden und hatten den Sohn des Ehepaares alarmiert.
Als die verzweifelte Frau gefunden wurde, musste sie einige Wochen ins Krankenhaus. Das Erbe ihres Mannes schlug die Witwe aus, die Wohnung hat sie verlassen Staatsanwalt Michael Schrotberger nahm zugunsten der Angeklagten nur eine versuchte Tötung an: Es ist nicht feststellbar, ob Wilhelm F. bereits nach der Einnahme der Medikamente verstarb; das Schöffengericht folgte der Argumentation des Anklägers.
Quelle: http://www.nordbayern.de/nuernberger-nachrichten/region-bayern/ich-habe-ihn-so-lieb-gehabt-1.216638
3) Kommentar von Elke Baezner (Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben)
Lebensabend, das klingt nach einem erfüllten Dasein. Doch oft ist das eine Illusion. Viele sind am Ende ihres Lebens extrem verzweifelt, sagt Elke Baezner, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für humanes Sterben (DGHS). Sie kennt sie, die Situationen, in denen Menschen sich eine Tüte über den Kopf ziehen. Oder Familienmitglieder bitten, ihnen beim Freitod zu helfen.
Wie in der Geschichte der Dame (80) aus Fürth: Sie musste 4000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen, weil sie zugegeben hatte, ihrem krebskranken Mann beim Suizid geholfen zu haben. Sie habe ihrem Mann, als er die Schlaftabletten genommen hatte, wie verabredet eine Plastiktüte über den Kopf gezogen. Um zu überprüfen, ob der Tod eintritt, setzte sie sich auf seinen Brustkorb. Um zu testen, ob er wirklich tot war, stach sie ihm mit einer Schere in den Hals. Bevor sie ging, legte sie Orchideen auf den Leichnam und einen Brief: Sie schrieb, dass sie es aus Liebe tat….
Dann stieg sie in die Badewanne, um dort ihrem Leben ein Ende zu setzen. Doch sie stürzte. Erst vier Tage später fand sie der Sohn.
Unendliche Lebensmüdigkeit
Solche Momente seien ein Armutszeugnis der Gesellschaft, sagt Elke Baezner. Wer nur alt ist und das Gefühl habe, sein Leben gelebt zu haben, könne nicht auf Erlösung hoffen. Viele sind das Leben unendlich leid. Sie wissen, besser wird es nicht mehr. Sie wollen in Würde sterben. Diese Menschen bräuchten zunächst Gesprächspartner. Ärzte, die zuhören, die Mut machen. Oder sogar den Wunsch zu sterben akzeptierten…
” Ich kämpfe dafür, dass das auch in Deutschland mit allen erdenklichen Sorgfalts-Vorkehrungen möglich wird, so Baezner.
Quelle: http://www.derwesten.de/nachrichten/politik/Wenn-sich-Paare-beim-Sterben-helfen-id3806746.html
4) Was macht eigentlich Margot Umbreit (65), deren Mann mit Chorea-Huntington seit über einem Jahr im Hospiz Geldern künstlich am Leben gehalten wird?
Siehe: http://just-info.de/pm/keine_Sterbehilfe_Lebenserhaltung_um_jeden_Preis.1680.html
5) Ausgezeichnete Selbsthilfe-Seite tettricks.de
Georg Claus ist zu 100% schwerstbehindert und litt lange Zeit am sogenannten Locked in Syndrom. Seit 2009 betreibt er eine Internetplattform www.tettricks.de als Hilfeportal für betroffene Patienten und Angehörige. Seine Website macht Mut. Und er freut sich über jeden Aufruf und v. a. Eintrag ins Gästebuch.
Die Grundidee dieser Website ist es, diesen Betroffenen ein zusätzliches Informationsportal zu Verfügung zu stellen, um sich etwas besser in dem Dickicht an Informationen über Behörden und von Hilfsangeboten zurechtfinden zu können. Neu ist dort die Rubrik Therapien. Dort erklären Fach-Therapeuten Ergotherapie, Logopädie, Neuropsychologie und Physiotherapie. Zudem gibt es interessante Unterseiten zu dem Thema Aphasie und Christel Eickhof erklärt die von Georg Claus sehr geschätzte Therapiemethode SRBT.
6) Weitere Nachrichten
Schauspieler Michael Caine: Sterbehilfe bei seinem Vater
Siehe: http://www.welt.de/vermischtes/prominente
Berlin- 8.10. Der Ehrenpreis des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes (DHPV) wurde am Freitag an den Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, verliehen.