Dr. Volkmer, MdB /SPD, für Zulassung ärztlich assistierter Selbsttötung
Die Ärztin Dr. Marlies Volkmer, Sächsische Bundestagsabgeordnete der SPD, ist Mitglied der Enquête-Kommission Ethik in der Medizin, deren Bericht zu Patientenverfügungen und Sterbebegleitung in Kürze erwartet wird. Sie gehört zu den wenigen Mitgliedern, die sich in diesem Gremium für eine erweiterte Patientenverfügung ausspricht, wie dies im Bericht vom 10.06. auch die Kommission “Patientenautonomie am Lebensende” der Bundesjustizministerin Brigitte Zypries getan hat. Dem Vernehmen nach will sich die Enquête-Kommission insgesamt hingegen nur für eine sehr enge Reichweite der Patientenverfügung aussprechen. Ein vorsorglicher Behandlungsverzicht könnten danach nur für die wenigen Tage im unmittelbaren Sterbeprozess ausgesprochen werden. Diesem reaktionären Votum gegen bestehende Patientenrechte, um einem angeblichen Einfallstor zu Tötungen den Riegel vorzuschieben, will sich Frau Dr. Volkmer nicht anschließen. Darüber hinaus überraschte sie in einem Interview mit der heutigen TAZ, in welchem sie sich für die Möglichkeit einer ärztlich assistierten Selbsttötung von Schwerstkranken aussprach. Auch bei allen Anstrengungen, die Palliativmedizin zu verbessern, müssen wir, so Volkmer, “uns aber auch überlegen, wie wir mit den etwa 5 Prozent der Patienten umgehen, bei denen es trotz aller Schmerzmittel nicht gelingt, Leiden zu lindern.”
Eine Niederländische Lösung ärztlicher Tötung auf Verlangen käme in Deutschland nicht in Frage. Der Patient solle stattdessen bei einer ethisch so schwerwiegenden Frage selbst die Verantwortung übernehmen müssen. Beim Besuch der Enquêtekommission in den Niederlanden bei dortigen Patientenvertretern, Kontrollkommissionen, Ärzten, Ethikern und Hospizen habe sie allerdings den persönlichen Eindruck gewonnen, dass dort “die übergroße Mehrheit der Ärzte verantwortungsvoll mit dem gesetzlichen Spielraum” umgeht.
Zur Person:
Frau Dr. Volkmer, geb. 1947, verheiratet, 2 Kinder, war (nach Abitur und Facharbeiterabschluss als Krankenpflegerin) von 1981 1991 leitende Oberärztin an einer Poliklinik und zuletzt wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Med. Akademie in Dresden. Mitgliedschaft in der SPD seit 1990, vorher parteilos. Besonderes Engagement für benachteiligte Kinder, die nicht ausreichend medizinisch behandelt werden. Gründerin und Moderatorin des Ärzte- sowie des Sozialstammtisches in Dresden. Gründete 1995 die Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Gesundheitswesen (ASG) in Sachsen. Seit dieser Zeit Vorsitzende der ASG in Sachsen und seit 1996 auch die stellvertretende Bundesvorsitzende.
Das vollständige TAZ-Interview auf der Seite www.patientenverfuegung.de/Patientenverfügung/archiv/htm
Meldung vom 28.06.