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Britische Medizinexpertin (80) provoziert: Ich will niemandem zur Last fallen

10. Nov 2008

Zur Äußerung einer führenden Britischen Medizinethik-Expertin, Baroness Warnock (80), in der Sunday Times:

“I know I’m not really allowed to say it, but one of the things that would motivate me [to die] is I couldn’t bear hanging on and being such a burden on people.” (Sinngemäß: Ich weiß, ich sollte es wirklich nicht sagen, aber etwas, welches mich bewegen würde (zu sterben) ist, dass ich es nicht ertragen könnte, völlig hilflos eine solche Last für andere zu sein.” Dabei hatte sie noch 1993 ein absolutes Verbot jeder Form von Sterbehilfe unterstützt!

FETISCH LEBENSVERLÄNGERUNG? http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19010/1.html von Florian Rötzer (gekürzt)vom 13.12.2004:

” Es ist nicht schön, im Alter krank und pflegebedürftig zu werden und zu sein. Noch schlimmer als jetzt wird es aller Voraussicht nach für diejenigen werden, die im Alter wenig oder kein Geld besitzen. Krank und pflegebedürftig noch würdig leben zu können und behandelt zu werden, dürfte mehr und mehr Geld voraussetzen. In Großbritannien hat am Wochenende eine Philosophin und Medizinethikerin einen Vorschlag gemacht (siehe: http://www.timesonline.co.uk/article/0,,2087-1400140,00.html) gemacht, der den sich mit Kopfgeld und anderen wohlklingenden Sparmaßnahmen ausbreitenden Sozialdarwinismus auf den Punkt bringt.

Baroness Warnock ist allerdings selbst bereits 80 Jahre alt und denkt dabei wohl auch wirklich an sich selbst. Allerdings ist die führende britische Medizinethikerin, wie die Sunday Times sie preist, noch sehr agil, gesund und bei klarem Verstand, weswegen ihre Meinung nicht einfach auf alle anderen Menschen übertragbar sein dürfte. Schließlich liegt für sie die Entscheidung noch immer in der Zukunft. Warnock erklärte gegenüber der Sunday Times, dass sie es selbst unerträglich finden würde, nur noch eine Belastung für andere Menschen zu sein:

“Unter anderen Umständen würde es als gute Tat gelten, wenn man sich für seine Familie opfert. Ich verstehe nicht, was so schrecklich an dem Motiv sein sollte, keine immer größere Belastung sein zu wollen. Wenn ich in ein Pflegeheim gehen würde, wäre das eine schreckliche Verschwendung von Geld, das meine Familie weitaus besser ausgeben könnte, oder das sogar die Gesellschaft besser über die Erbschaftssteuer gebrauchen könnte.”

Baroness Warnock, die in vielen Kommissionen über medizinische Fragen mit entschieden hat, Mitglied in der Human Fertilisation and Embryology Authority (HFEA) ist, die das therapeutische Klonen gestattet hat, hat noch 1993 ein absolutes Verbot der Euthanasie unterstützt. Das Leiden ihres Mannes, der unheilbar erkrankt langsam und qualvoll hätte ersticken müssen, wenn nicht ein Arzt, wie sie erzählt, die Morphiumdosen heraufgesetzt hätte, hat sie angeblich umgestimmt. Dazu sei dann noch der Fall von Diane Pretty gekommen, die um Sterbehilfe gebeten hatte, weil auch sie bereits gelähmt war und langsam ersticken musste. Aktive Sterbehilfe durch ihren Mann aber wurde ihr verweigert So wollte es die ethisch gestimmte Gesellschaft oder zumindest das Rechtssystem.

Mit dieser Form der Entmündigung nicht einverstanden zu sein, ist verständlich. Ebenso verständlich ist, dass Menschen, die in einer Patientenverfügung erklärt haben, dass sie keine lebensverlängernden Maßnahmen wünschen, wenn sie ins Koma verfallen, auch nicht zwangsweise weiter leben sollten, weil andere dies für richtig und ethisch geboten halten. Gleichwohl geht Warnock mit ihren Äußerungen noch weiter. Es ist schließlich ein großer Schritt von der Erfüllung des erklärten Willens eines Menschen, dass sein Leben nicht verlängert werden soll, wenn er ins Koma fällt, bis zur Aufforderung an alte und kranke Menschen, sich selbst zu töten, weil ihr Weiterleben keinen Wert besitzt. Lebenserhaltung um jeden Preis sei zum Fetisch geworden, sagt sie

Warnock hat mit ihren Äußerungen die Diskussion unnötig aufgeheizt, wenn sie das Recht auf einen würdevollen und selbstbestimmten Tod, das durch Sterbehilfe ermöglicht wird, vermengt mit ökonomischen und utilitaristischen Gesichtspunkten, die den Selbstmord von Alten und Kranken zur Pflicht gegenüber der Gesellschaft und der eigenen Familie machen würde. Damit wäre man dann auch schnell bei der aktiven Euthanasie.

Die Fragen können und müssen allerdings erörtert werden, um nicht für diejenigen, die dies wünschen, ein Zwangsleben verordnen zu müssen.

(von Florian Rötzer)