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Wie Kliniken Profit machen – auch innerhalb der Palliativmedizin harte Konkurrenz

9. Jan 2013

Die Patientenfabrik – wie Kliniken Profit machen (müssen)

>> Früher waren Krankenhäuser Orte, an denen Menschen geheilt wurden. Die dabei entstandenen Kosten wurden den Kliniken erstattet. Heute funktioniert das Gesundheitssystem anders: Kliniken sind Wirtschaftsunternehmen, die mit dem Rohstoff Patient Geld verdienen müssen. Das zeigt am 9. Januar 2013 die “ZDFzoom”-Dokumentation “Die Patientenfabrik Wie Kliniken Profit machen”. Darin legen die Autoren offen, mit welch fragwürdigen Methoden dies erreicht wird und was die Folgen für uns Patienten sind. 

Die “Fallpauschale” hat die Welt der Krankenhäuser verändert, Behandlungen werden in Codes umgerechnet, für die die Kassen dann Geld erstatten. Aufwendige Behandlungen wie Operationen lohnen sich unter Umständen mehr als eine konservative Behandlung. Die AOK stellt in ihrem Krankenhausreport 2013 fest, wesentliche Ursache für die seit Jahren steigende Zahl von Krankenhausbehandlungen seien “Anreize des bestehenden Vergütungssystems”.

Die Autoren von ZDFzoom treffen eine Witwe, deren Mann laut ärztlichem Gutachten unnötig operiert wurde. . <<

ZDF-Sendung  heute abend, 22.50 Uhr, siehe Quelle: http://www.zdf.de/ZDFzoom/Die-Patientenfabrik-26015744.html

 

Harte Verteilungskämpfe und Konkurrenz innerhalb der Palliativmedizin

Die pauschale Forderung, es müsse stattdessen eben mehr Palliativmedizin und Hospize geben, hilft leider längst nicht mehr weiter – zeugt vielmehr von Unkenntnis aktueller Entwicklungen.

Auch hier wird die Konkurrenz – anders als zu den Anfangszeiten der Hospizbewegung – längst zum Problem. Für den Ausbau der Sterbebegleitung und Beschwerdelinderung am Lebensende wurden Finanzmittel zur Verfügung gestellt, um die es inzwischen einen unschönen Verteilungskampf gibt. Allein für die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) geht es in Deutschland um etwa 240 Millionen Euro pro Jahr (siehe  Prof. Gian Domenico Borasio: Über das Sterben, Beck-Verlag 2011, S. 177). Demgegenüber dürfte die “allgemeine” Palliativversorgung durch Haus- und niedergelassene Fachärzte keinesfalls vernachlässigt werden. Sonst hätten wir, so Borasio, die paradoxe Situation, dass die 10 Prozent besonders schwer erkrankten Menschen am Lebensende eine gute palliativmedizinische Betreuung bekommen könnten (), aber die 90 % nicht-ganz-so- kranken Sterbenden mit mangelhaft ausgebildeten niedergelassenen Ärzten vorliebnehmen müssen. (Ebd., S. 50).

Inzwischen werden in der Ärztezeitung die großen Herausforderungen im Palliativbereich beim Namen genannt: Die Arbeit von Spezialisten und Ärzten in der Regelversorgung muss koordiniert werden. Palliativmedizin und Hospizbewegung stünden am Wendepunkt, es fehle eine nationale Strategie:

>> “Wir bewegen uns von den Pionieren hin zur Regelversorgung”, sagte  Professor Lukas Radbruch, Inhaber des Lehrstuhls für Palliativmedizin an der Universität Bonn, bei der Gründungsveranstaltung des Palliativteams SAPV RheinErft in Brühl.

Oft geben Angehörige die Spritzen

>> Gerade älteren Pionieren falle es schwer, die Entwicklung zu akzeptieren. Ein Problem, das mit den neuen breiteren Strukturen erstmals auftrete, sei die Konkurrenz. “Damit müssen wir fertig werden”, sagte Radbruch.

Er sieht eine schwierige Balance zwischen dem zunehmenden Bedarf an Qualifikation und der Gefährdung der notwendigen Flexibilität in der Patientenversorgung. Es komme vor, dass Palliativfachpfleger keine subkutane Spritze setzen, weil sie dafür nicht ausgebildet sind. 

Die Folge: Die Angehörigen übernehmen die Aufgabe. “Sie sind zwar auch nicht ausgebildet, aber bei ihnen stört es nicht.”

Ein Gegeneinander von hoch qualifizierten, spezialisierten Angeboten und der flächendeckenden allgemeinen Versorgung mache keinen Sinn. Radbruch hält die Entwicklung einer nationalen Strategie für die Palliativ- und Hospizversorgung für sinnvoll. Ein Vorbild könnte Großbritannien sein.

Dort gibt es seit vier Jahren eine “end of life strategy”, deren Umsetzung die Regierung finanziell unterstützt. >>

Quelle: http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/sterbehilfe_begleitung/article/828316/palliativversorgung-pioniere-muessen-konkurrenz-stellen.html

 

Ähnliche ernüchternde Resultate zur Entwicklung der deutschen Palliativmedizin sind bereits im Beitrag von  PD Dr. Meinolfus Strätling im Sammenband Suizidhilfe als Herausforderung (2012) nachzulesen. Strätling ist seit vielen Jahren in Großbritannien als Arzt und Medizinethiker tätig und verweist ebenfalls auf die Vorzüge der dort entwickelten und von der Politik geförderten “end of life strategy” –Konzepte.